Hybrid Leadership - der Brückenschlag zwischen klassischer und moderner Arbeitswelt
Interview mit Frank Bischoff und Dr. Christian Heiss
Hybrid Führen - die Schlüsselkompetenz für den Brückenschlag zwischen moderner und klassischer Arbeitswelt
Die Autoren:
Frank Bischoff ist Diplom-Psychologe und Geschäftsführer der Bischoff Organisationsberatung in Landau in der Pfalz. Er arbeitet seit über 15 Jahren als Coach und Berater mit Führungskräften.
Dr. Christian Heiss ist Diplom-Psychologe, Sportpsychologe und Psychotherapeut. Als Performance Entwickler ist er seit mehr als 10 Jahren in Spitzensport und Wirtschaft tätig.
Was versteht ihr unter den Begriff „Hybrid Leadership“?
Hybrid Leadership bedeutet für uns, dass Führungskräfte sowohl in der Lage sind, Unternehmen in den vier großen Zukunftsbereichen Digitalisierung, Dynamisierung, Diversity und Demokratisierung zu steuern als auch zu verstehen, welches Führungsverhalten notwendig ist, um Stabilität und Zufriedenheit zu erreichen.
Schon seit einigen Jahren gibt es den Begriff „Hybride Führung“.Was war der Auslöser, euch genau mit diesem Thema auseinanderzusetzen?
Der Begriff „hybrid“ ist vor allem in der Motorentechnik zum Synonym dafür geworden, dass auf den ersten Blick unvereinbare Elemente, wie zum Beispiel Verbrennungs- und Elektromotoren, in intelligenter Art und Weise zusammenarbeiten. Dieses intelligente Zusammenwirken hat uns inspiriert, denn es beinhaltet den Kern hybrider Führungskompetenz, nämlich, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und dabei die Bedürfnisse des Einzelnen im Blick zu behalten. In Zeiten von Unsicherheit und sich ständig verändernden Anforderungen, braucht Führung unbedingt ein solches Fundament. Hybrides Führen ist kein „Übergangsführungsstil“, sondern eine Form der nachhaltigen, zukünftigen Führung.
Welche Vorteile bietet „Hybrid Leadership“?
Das Konzept orientiert sich am Alltag von Führungskräften, die mit ganz unterschiedlichen Mitarbeitern zu tun haben. Einige davon stehen Veränderungen offen gegenüber, andere sind skeptisch oder sogar ablehnend. Die Anforderung für alle lautet: Nehmen sie die Mitarbeiter mit in Richtung Zukunft und lassen sie dabei möglichst niemanden zurück! Doch wie geht das? Wie integriere ich, statt zu spalten? Was fördert ein Mitmachen und Mitgestalten an der Veränderung und verhindert passives Ertragen oder destruktives Opponieren? Wir glauben, dass ein wichtiger Faktor für erfolgreiches Handeln in der Person der Führungskraft liegt und dass dazu hybride Führungsfähigkeit nötig ist.
Lässt sich eurer Meinung nach Hybrid Leadership in jedem Unternehmen anwenden? Auch oder ganz besonders in Krisensituationen?
Die großen Zukunftsthemen wie Digitalisierung oder demographischer Wandel beschäftigen alle Unternehmen, sodass sie gut beraten sind, ihre Geschäftsmodelle dahingehend anzupassen. Das beste Geschäftsmodell funktioniert aber nicht, wenn die Menschen im Unternehmen nicht „funktionieren“. Hierbei spielt Führung eine, wenn nicht sogar DIE zentrale Rolle. Gerade in Krisensituationen ist eine Führungskraft, die selbst Stabilität und Zuversicht ausstrahlt und Veränderung im Blick hat, von unschätzbarem Wert. Hybrid Leadership bietet hier eine spezielle Lösung, weil sie ganz bewusst Aspekte der Selbstführung und Selbstreflexion beinhaltet.
Kann jeder hybrid führen?
Aus unserer Sicht ist hybride Führungskompetenz teils erlern- und trainierbar, teils in der Persönlichkeit einer Führungskraft verankert. Daher basiert unser Ansatz auf einer fundierten Diagnostik, um zu identifizieren, ob eine Person die entsprechenden Anlagen mitbringt. Aus unserer Sicht gibt es dabei zwei Phasen, die erfolgreich zu durchlaufen sind: Diagnostik und Entwicklung. Wir haben einen sechsstufigen Prozess entwickelt, der es ermöglicht, die richtigen Personen zu finden und die notwendigen Kompetenzen auszubilden. Die Idee zu diesem Ansatz entstand im Gespräch mit Führungskräften, die von dem Spannungsfeld und der Zerrissenheit zwischen den Anforderungen der „Alten Arbeitswelt“ und den agilen Methoden und Führungsanforderungen der „Neuen Arbeitswelt“ berichteten. Unsere Lösung hierfür ist: Hybrid Leadership – ein Sowohl-als-auch- oder neudeutsch: ein Between-Ansatz.
Welche der benötigten Kompetenzen ist eurer Meinung nach am wichtigsten?
Das hängt vom persönlichen Kompetenz- und Persönlichkeitsprofil der Führungskraft ab. Diagnostische Schlüsselfragen im Coaching lauten: Wo drehen sie sich mit ihren Mitarbeitern im Kreis? Welche ihrer Interaktionsmuster lassen energieraubende Wiederholungen oder Stillstand entstehen? Erfolgreiche hybride Führung überwindet Stillstand und setzt zielbezogene Aktionen in Gang. Welche Kompetenzen dafür entscheidend sind, ist höchst individuell, zum einen mit Blick auf die Person, zum anderen mit Blick auf die aktuelle Situation, in der sich die Führungskraft befindet. Deshalb beginnt hybrides Führen für uns mit einem intensiven Diagnostik- und Coachingprozess.
Das Fachmagazin managerSeminare veröffentlicht in der Ausgabe 10/2020 unseren Fachartikel „Hybrid Leadership – Die intelligente Brücke“ als Titelthema. Den Artikel, Podcast und Hintergrundinformationen gibt es unter www.hybrid-leadership.de.