Branche: Hersteller von Baumaschinen und Baugeräten
Ansprechpartner: Frau S. Burmeister Leitung HR
Teilnehmer: Team aus 50 Mitarbeitern des technischen Qualitätsmanagements
Meine Herausforderung
"Unser Unternehmen muss agiler und innovativer werden", dass höre ich von unserer Geschäftsleitung fast wöchentlich. Das Einführen neuer Methoden, das Schaffen neuer Arbeitsrollen und dazu die Digitalisierung brachten bislang allerdings nicht die erhofften Ergebnisse. Stattdessen gab es eher Probleme, weil das Neue oftmals nicht so recht zu dem passte, was bislang in unserer Firma relevant war. Mir schien, dass wir dabei wohl übersehen hatten, dass agile Methoden, die aus der Softwareentwicklung stammen, sich nicht einfach auf unsere Tätigkeit, nämlich die Herstellung von Baumaschinen, übertragen lassen.Und genau als meine Zweifel konkreter wurden, stieß ich zufällig auf einen Internetbeitrag der Firma faszinatour zum Thema "innere Haltung", der darauf abzielte, dass "der Boden gepflügt sein muss", bevor sinnvoll gesät werden kann. Ich rief daraufhin bei faszinatour an und sprach mit Frau Scholz, der Abteilungsleiterin. Ich erläuterte unsere Problematik und die damit verbundenen Herausforderungen. Meine wichtigste Erkenntnis aus unserem Telefonat war, dass neue Methoden nicht implementiert werden können, wenn das entsprechende Denken bei den Mitarbeitern nicht vorhanden ist, bzw. eine Veränderung eventuell gar nicht gewünscht wird. Das war also der Hauptgrund dafür, dass wir bislang nichts wirklich bewegen konnten! Nicht unbedingt die Tatsache, dass die agilen Methoden ihren Ursprung in einer anderen Branche haben als der unseren, sondern die Haltung unserer Mitarbeiter, die einfach nicht zu den neuen Methoden passt. Dementsprechend war klar, dass ich einen Weg finden musste, um diese Haltung erst einmal zu verändern, bevor überhaupt neue Methoden greifen könnten.

Unsere Ziele
Mit Unterstützung von faszinatour sollte bei den Mitarbeitern ein anhaltender Wandel erreicht werden, also eine echte Haltungsänderung – oder zumindest der Anstoß dazu. Gemeinsam mit Frau Scholz definierte ich folgende Wünsche und Ziele:
- das Mindset für neue Wege und für eine neue Struktur schaffen
- bei den Mitarbeitern Neugierde auf agile Methoden wecken
- eine Kultur der Offenheit etablieren, damit Einwände und Widerstände angesprochen werden können
- besseres Kennenlernen und Vernetzen von Kollegen und Arbeitsbereichen fördern als Basis für bessere Synergien im Unternehmen
- Selbstreflexion des Einzelnen anregen
- die Mitarbeiter dazu anhalten, sich über ihre persönlichen Talente, Interessen und Werte klar zu werden, damit jeder für sich formulieren kann, welche Chancen er sieht
Programmidee von faszinatour
Ich bekam einen Programmvorschlag der all diese Punkte aufnahm. An dem letztendlich eineinhalbtägigen Workshop nahmen dann im Dezember fünfzig unserer Mitarbeiter teil.
Zum Auftakt gab es einen Impulsvortrag zu den Vorteilen agiler Methoden und zur agilen Produktentwicklung. Nach der anschließenden Fragerunde folgte noch ein Austausch zu persönlichen Zielen, Gewohnheiten und Prioritäten mit Fragestellungen wie: "Was brauche ich, um gut arbeiten zu können?", "Welchen Beitrag leiste ich in meinem Team?", "Welche Aufgaben liegen mir ganz besonders?", "In welcher Rolle sehe ich mich zukünftig?".
Dabei stellte sich heraus, dass einige Mitarbeiter sich ihrer persönlichen Ziele und Motivatoren gar nicht konkret bewusst waren. Daher war es sehr wichtig, dass sich nun alle mit ihren eigenen Motiven und Stärken auseinandersetzten und an deren Formulierung feilten.
Die Ergebnisse bildeten am Nachmittag ein gute Arbeitsgrundlage für die Themen "Persönlichkeit" und "Charaktereigenschaften. Nach dem gemeinsamen Mittagessen ging es mit einer Teamchallenge weiter, die einen optimalen Gegenpol zum Vortrag und zur Fragerunde vom Vormittag bildete. Vor allem ließ das interaktive Format erst gar keine "Nach-dem-Essen-Müdigkeit" aufkommen.
Ab jetzt lag der Fokus voll auf Zusammenarbeit. Bei den einzelnen Teamaufgaben ging es vor allem um das Finden von Lösungsstrategien und um unterschiedliche Herangehensweisen. Die Teams wurden nach jeder Aufgabe und zum Teil sogar zwischendurch frisch gemischt, so dass sich die Teilnehmer immer wieder neu aufeinander einstellen mussten. Man tauschte sich über die Ergebnisse aus der jeweils vorherigen Übung aus und hatte damit eine Basis für die nächste Aufgabe. Die immer neuen Teams zeigten die Vorteile, aber auch die Herausforderungen auf, die Jobrotation mit sich bringt.
Zwei Teamaufgaben gab es zu lösen:
- Das "Performancepuzzle", bei dem eine klare Aufgabenverteilung zählt und
- das "Flow Game" bei dem Kreativität für den Lösungsansatz gefragt ist, was eine gute Abstimmung und Anpassung erfordert.
An jede Aufgabe schloss sich eine Reflexionsrunde an, um den Teamprozess zu analysieren. Nach dem Sammeln der über die letzten Stunden gewonnenen Erkenntnisse rundete das Abendessen den intensiven Tag ab.
Für den zweiten Tag hatte ich mich, auf Anraten von Frau Scholz, für ein Projekt nach dem Motto "Erfahren & verstehen" entschieden. Der gemeinsame Bau einer sogenannten "Kettenreaktion" bildet einen agilen Prozess ab, analog zum Berufsalltag. Gemeinsam baute das gesamte Team in Kleingruppen an einzelnen Stationen, wobei ein mechanischer Impuls von Station zu Station weitergegeben werden musste. Jede Station musste bestimmte, vorgegebene Merkmale enthalten. Von den Kleingruppen wurden also viele unterschiedliche Lösungsansätze zeitgleich erarbeitet. Stationsübergreifende Absprachen waren nötig, damit später das gesamte Projekt ineinandergreifen konnte. Während der Bauphase gab es verschiedene Interventionen durch die faszinatour-Trainer, wie z.B. Jobrotation, Personalausfälle, Ressourcenverknappung und ähnliches. Damit konnten typische Vorgänge aus dem Arbeitsalltag abgebildet werden und auch das Spektrum an guten und weniger geschickten Reaktionen darauf. Der Spaß am Bauprojekt kam aber nie zu kurz. Die Teilnehmer waren mit Feuereifer dabei und ließen ihrer Fantasie freien Lauf. Zuletzt hatten sie alle gemeinsam ihre ganz eigene und einzigartige Kettenreaktion gebaut.
Das große Finale war aufregend: Ein Teilnehmer aktivierte den ersten Impuls und begleitet von begeistertem Applaus durchlief dieser alle Stationen bis er zuletzt eine Hupe aktivierte, die den gemeinsamen Erfolg lautstark bekanntgab. Alle wurden von dem Gefühl getragen, dass sie gemeinsam zu Großem fähig sind.
Nach der Mittagspause ging es mit allen Teilnehmern in eine Reflexionsrunde zu den unterschiedlichen Lösungsansätzen und Herangehensweisen.
Diskutiert und gesammelt wurden Antworten auf folgende Fragestellungen:
- Welchen Herausforderungen haben wir uns gestellt und welche Stärken haben wir im Team entdeckt?
- Was ist mir in der Zusammenarbeit besonders wichtig, was sollten meine Kollegen "mitbringen"?
- Welche Vorteile bringt die Rotation, also eine Umbesetzung, mit sich? Und wo liegen die Problemstellungen?
- Welche Voraussetzungen mussten erfüllt sein, damit eine Flexibilisierung erfolgreich umgesetzt werden kann? Was ist eine Flexibilisierung, verstehe ich nicht.
Unter der Moderation einer faszinatour-Trainerin wurden die Ergebnisse zusammengefasst, damit sie im Nachhinein zu einem konkreten Handlungsplan aufgearbeitet werden konnten. Alle Teilnehmer waren wirklich geschafft, aber auch gleichzeitig euphorisiert und voller neuer Ideen.
Die Rückmeldungen waren durch die Bank positiv. Es hatte allen Spaß gemacht, es war abwechslungsreich, kurzweilig, motivierend und dabei lehrreich – lehrreich auf eine angenehm spielerische Art. Unser Unternehmen nimmt aus dieser Veranstaltung viel mit in den Arbeitsalltag. Vor allem haben wir erkannt, dass die Änderung der eigenen Einstellung Raum für Neues schafft, wenn wir es nicht als Bedrohung, sondern als Chance sehen. Und im Sommer werden wir diesen Workshop mit einer weiteren Gruppe wiederholen.
Vielen Dank an faszinatour.